DER GARTEN DER MITTE

 

Gestalten heißt ordnen.

Durch Ordnen entstehen Beziehungen.

Beziehungen offenbaren Bedeutungen.

 

 

Ein von uns gestalteter Garten ist ein Spiegelbild unseres Wesens und zeigt viel über unsere Beziehung zur Natur und zu uns selbst. Wer ein großes Bedürfnis nach Geborgenheit und Rückzug hat, wird einen Garten mit einer hohen und dichten Sichtschutzbepflanzung anlegen. Wem die Kontaktaufnahme wichtiger ist, wird seine Grenzen durchlässiger gestalten. Ein sehr ordentlicher Mensch schätzt eher einen formalen Garten und versucht vielleicht, die Natur mit Formschnittgehölzen zu bändigen. Wer das kreative Chaos liebt, wird auch einen ungezähmten Garten aushalten.

 

Aber warum das Eine oder das Andere? Ein Garten soll:

 

mit Verstand gestaltet werden und mit Gefühl,

eine Begrenzung haben und Aus- und Einblicke gewähren,

Rückzug ermöglichen und Kontakt,

Vertrautes bieten und Überraschungen bereithalten,

Ordnung unterstützen und Raum für Spontanität und Chaos lassen,

uns beruhigen und anregen,

unserem Willen folgen und ein Eigenleben entwickeln,

uns leiten und unseren eigenen Weg gehen lassen,

uns Erfolge bescheren und Misserfolge aushalten lassen,

uns nachdenklich machen und zum Lachen bringen,

uns das Bescheidene erkennen lassen und den Blick für das große Ganze schärfen,

uns in der Erde verwurzeln und nach den Sternen greifen lassen

... und noch vieles mehr.

 

Die Arbeit im selbst geschaffenen Garten erleichtert im Spiegel der distanzierten Betrachtung die Aufdeckung und den Ausgleich möglicher persönlicher Ungleichgewichte. Sie kann uns damit helfen, unseren eigenen, ganz persönlichen Lebensgarten besser zu verstehen und die Entwicklung vom "Entweder-Oder" zum "Sowohl-als auch" zu vollziehen. Das Wissen, dass der Platz genau zwischen zwei Stühlen eigentlich der bequemste ist, gibt uns das Zutrauen und die Sicherheit, den eigenen Weg zu erkennen und auch zu gehen. Die ausgewogene Mischung macht glücklich und gesund, im Garten wie im Leben.

 

Aus diesen Überlegungen heraus habe ich in einem formalen Rahmen einen vielfältigen, wilden Sinnen-Garten geschaffen: meinen eigenen kleinen Garten der Mitte, getragen von dem Gedanken, möglichst viele - scheinbare - Gegensätze miteinander zu vereinen.