DIE RHYTHMEN

Wir alle teilen die Rhythmen mit der Natur, wie sie unter anderem in den Jahreszeiten sichtbar werden. Daher möchte ich den Jahreszeiten folgend Gartenanregungen weitergeben.

 

Das Frühjahr ist eine gärtnerisch besonders ereignisreiche Zeit, so dass die Themen nicht ausgehen werden.

 

Februar 2020:  WENN DIE ELFEN TANZEN

In diesem frühen Jahr sind die ersten Winterlinge schon verblüht, die für das wasserreiche Westmünsterland um diese Jahreszeit landschaftsprägenden Schneeglöckchen bringen Gräben, Wald- und Heckenränder zum Leuchten und nun steht der große Auftritt eines weiteren charmanten Zwerges unmittelbar bevor. Der nur 10 cm große Elfen- oder Dalmatiner-Krokus (Crocus tommasinianus) vereint wie kaum eine andere Pflanze zarte Bescheidenheit mit zäher Durchsetzungskraft. In seiner südosteuropäischen Heimat besiedelt er feuchte Laubwälder und felsige Schatthänge, wobei er kalkreiche Standorte bevorzugt. Die langröhrig-schlanken, zartviolett gefärbten Blüten und der weiße Schlund kontrastieren mit den kräftig-gelben Staubfäden und dem orangefarbenen Griffel. Die zierlichen, grasartigen Laubblätter, die zusammen mit den Blüten erscheinen, weisen - wie es für viele Krokus-Arten typisch ist - einen feinen, weißen Mittelstreifen auf. - Der Elfenkrokus ist einer der am frühesten blühenden Krokus-Arten.

 

 

Da er wie die meisten Zwiebelpflanzen im Frühjahr für Wachstum und Blütenbildung Feuchtigkeit benötigt, im Sommer aber für das ungestörte Ausreifen der Knolle trockener stehen sollte, ist in unseren Gärten der sonnige bis halbschattige Gehölzsaum von laubabwerfenden Bäumen und Sträuchern der ideale Standort. Er gedeiht aber ebenso gut auf Freiflächen im Vordergrund eines Beetes und kann sich sogar im Rasen behaupten, der aber nach der Krokusblüte mindestens 5 Wochen nicht gemäht werden darf. Dann ist das Krokuslaub abgestorben und kann ohne Nachteile für die Pflanze entfernt werden. Allgemein sollte der Boden durchlässig und nicht zu nährstoffreich sein.

 

Obwohl der Elfenkrokus so zart erscheint, ist sein Ausbreitungsdrang über Tochterknollen und vor allem Selbstaussaat kaum zu bremsen. Diese Art der Vermehrung ohne wesentliche Pflegemaßnahmen bezeichnet man als Verwilderung. Wenn sich die Krokusse am passenden Standort ungestört entwickeln können, entstehen so mit den Jahren beeindruckende Blütenteppiche, die insbesondere in naturnahen Gärten zu den bezauberndsten Anblicken gehören, die uns das Frühjahr bieten kann.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung vom winzigen Sämling mit noch sehr kleiner, nicht blühfähiger Knolle (rechts) bis zur ausgewachsenen, blühenden Pflanze (links). Die unscheinbaren Sämlinge, die an Gras erinnern, dürfen daher bei Aufräumarbeiten im Garten nicht weggehackt werden.

 

 

Bei gutem Wetter öffnen sich die Blüten des Elfenkrokus weit und ermöglichen es Bienen und Hummeln, Nektar und vor allem große Mengen Pollen zu sammeln. Obwohl er keine heimische Art ist, gehört er aufgrund der frühen Blüte, der zuverlässigen Verwilderung und seiner Dauerhaftigkeit zu einer der wertvollsten Nahrungsquellen für unsere Insekten, die in keinem Garten fehlen sollte.

 

 

Leider ist die Knolle des Elfenkrokus als Art im Handel nicht zuverlässig erhältlich. Meist werden nur seine preiswerteren Sorten angeboten, ohne dass dies auf der Packung vermerkt ist. Crocus tommasinianus 'Ruby Giant' z.B. hat dunkler violette, größere Blüten als die Art, ist aber kurzlebiger und steril, verwildert also nicht. Dies erscheint nur im Steingarten aus Gründen der Konkurrenzregelung sinnvoll.